„Was anderes kann ich nicht“
„Ich bin jeden Tag aufs Neue dankbar, in diesem Beruf arbeiten zu können. Ich mache was mir gefällt…“
Die Schauspielerin Susann Würth berichtet mit spürbarer Begeisterung von den zahlreichen Projekten, die sie in den vergangenen Jahren realisiert und dabei zumeist auch ihre ganz persönlichen Vorstellungen auf die Bühne und vor laufender Kamera umgesetzt hat.
Für Susann Würth steht ein knappes Jahr nach der Selbständigkeit außer Frage, dass es absolut die richtige Entscheidung war; aus gutem Grund: Nur in der Selbständigkeit kann sie ihrer teilweise überbordenden Kreativität den Freiraum bieten, den sie benötigt.
Die Schauspielerin schätzt sich in ihrem Tun als perfektionistisch ein und ist froh, dass sie mit ihrem eigenen Theater nun alles selbst in der Hand hat. „Ich muss mich zwar um alles von A bis Z selbst kümmern, bin aber auch unabhängig“. Überhaupt ist es die Unabhängigkeit, die Susann Würth derzeit am meisten schätzt. So gerne sie auch mit anderen Schauspielern zusammen arbeitet, so sehr genießt sie es, frei entscheiden zu können, in welcher Form sie ihr Talent ausleben will. „Wichtig ist dabei nur, dass ich kreativ sein kann. Was anderes kann ich nämlich nicht“, meint sie augenzwinkernd und verrät, bereits verschiedene Theaterprojekte geplant zu haben…
(Pforzheimer Zeitung 2006)
„Die Seelenspielerin“
Mami malt, Omi singt, Papi wollte Opernsänger werden, handelte dann doch lieber mit Edelsteinen in Pforzheim…
Sie sieht immer noch aus wie die Abiturientin, die an der Waldorfschule Frau von Zahnd gab, die Irrenärztin in Dürrenmatts „Physikern“. Dazu Schiller, Goethe und vor allem Camus’ „Missverständnis“. „Toll“, sagt sie, „weil’s so düster war und alle sterben mussten!“. Urerlebnis Weihnachtsmärchen – „Der Lebkuchenmann“ im Stadttheater, mit sieben: „soo große Stühle und soo kleine Menschen!“
Zu Hause macht sie sich beim Essen wichtig, äfft alle nach und verkleidet ihre Katze Paula. Im Kinderbett wird das Plumeau zum Pferd geschnürt und die kleine Regisseurin reitet „Aschenbrödel“ zu. Sie schlüpft in die „5 Freunde“ Enid Blytons und doppelt mit der Freundin „Lottchen“. Zusammen schreiben die zwei ihr Ausreißerinnenstück „Kinderheim“, Uraufführung im Garten bei Opa, der die Gitarre spielt. Mit 13 macht sie in der Schule „Zirkus“. Mit 18 will sie endlich ans Theater.
Was sie dort alles kann! Liebesszenen – die spielt sie am liebsten. Dann lässt sie ihre Augen blitzen, dass einem ganz schwach wird. Die Haare knistern. Und das feine Figürchen wird weich und rund und bündelt die Kraft aus der Vibration.
Kaum war sie die „Alkmene“, springt sie als „Miss Elektrisch“ mühelos in die Koloratur von Schwitters „Irrsinns“-Gewitter.
Sie kann so wild sein, so traurig, renitent und lieblich. Wenn sie der Kindheit nachspürt in einer Körperdrehung, werden in den großen Stühlen wieder alle zu kleinen Menschen.
Natürlich ist sie frech und frivol. Im Bamberger Dom. Bei den Calderón-Festspielen. Da verknallt sie sich als Studentin bei der Fremdenführung in den jungen Kunsthistoriker, quasselt ihn voll, knipst ihm in die Hose, schwätzt ihm die Adresse auf, und alles auf Badisch – göttlich!
(„Die Zeit“ 2004, der ganze Artikel ist unter „Die Seelenspielerin“ Zeit online zu finden)